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.Man mußte beimVerteidigungsministerium anrufen, dann eine Anwei-sung von Papadopoulos erbitten, ehe Zakarakis endlichkapitulierte.Du warst mittlerweile in einem jammervol-len Zustand; Schnurrbart, Brauen und Wimpern warenversengt, Gesicht und Hände von Brandblasen bedeckt:du konntest nichts mehr sehen und nicht mehr spre-chen.Im Lazarett von Gudì, in das man dich einliefer-te, stellte man fest, daß in deinem Blut zweiundneunzigProzent Kohlenanhydrid enthalten war.Zweiundsieb-zig Stunden lagst du im Koma.Und als du nach Boiatizurückkamst, fandest du einen Zakarakis vor, der dichmit folgenden Worten empfing: »He du, gute Neuigkeitfür dich ! Dein Freund ist verreckt !« Dann hielt er direine Zeitung unter die Nase, mit folgendem Titel: »AufZypern starb gestern der ehemalige Innen- und Vertei-digungsminister Polykarpos Georgartzis.«Man hatte ihn in seinem Auto tot aufgefunden, vonMaschinengewehrschüssen durchlöchert  wie die Zei-tung schrieb.Die Mörder waren entwischt, und es gabkeinerlei Aussicht, sie zu identifizieren.Die Indizien wa-ren sehr vage.Am Abend zuvor hatte Georgartzis sich zueinem Treffen mit unbekannten Personen in einem abge-legenen Dorf bereit erklärt.Beim Fortgehen hatte er seineFrau besonders herzlich umarmt und gesagt: »Wenn es204 spät wird, dann laß mich suchen.« Du brachst in einenWeinkrampf aus, und dies nicht nur aus Schmerz.Gewiß,während des Verhörs und des Prozesses hattest du mitNachdruck seine Teilnahme geleugnet, der-Versuch-Po-lykarpos-Georgartzis-mithineinzuziehen-ist-lächerlich,ich-kenne-diesen-Herrn-nicht, glaubt-ihr-daß-ein-einfa-cher-Soldat-einen-Verteidigungsminister-zu-den-Waffen-rufen-könnte ? Aber Hatzizisis hatte dennoch ausfindiggemacht, welche Rolle Georgartzis bei dem Attentat ge-spielt hatte, und die von ihm gelieferten Beweise warenso erdrückend, daß sich durch sie die Beziehungen zwi-schen der griechischen und der zypriotischen Regierungverschlechtert hatten.Joannidis hatte die Zahl seiner Of-fiziere auf der Insel verdoppelt, und im Verlauf wenigerWochen hatte Georgartzis seine Macht eingebüßt, dieFreundschaft Makarios verloren sowie die Achtung deranderen Politiker, die ihn jetzt als einen zu jeder Leicht-fertigkeit fähigen Abenteurer betrachteten.Papadopouloshatte ihn deshalb gehaßt und sogar öffentlich geschworen,ihn dafür büßen zu lassen.Wer hatte ihn in die Falle ge-lockt durch die Verabredung in einem entlegenen Dorf ?Seine persönlichen Henkersknechte oder die Gesellenvom CIA ? Vielleicht beide, in einer konzertierten Ak-tion.Jedenfalls gab es nun deinen großen Freund nichtmehr: den Mann, der an dich geglaubt hatte, der dir bei-gestanden hatte, der dich unterwiesen hatte und den dubewundertest, wie ein begeisterter Knabe seinen Leh-rer bewundert.Auch er tot, wie Georgios.Deinetwegen,wie Georgios.Dein Weinkrampf wurde so heftig, daß dudich erbrechen mußtest und krank wurdest.Einen Mo-205 nat lang warst du krank.Und kaum warst du wiederher-gestellt, verkündete dir Zakarakis einen neuen Schmerz:»Los, mach dich fertig.Schnell.Der Präsident läßt dicheinige Stunden raus.«  »Warum ?«  »Weil dein Vaterim Sterben liegt und der Herr Präsident dir erlaubt, vonihm Abschied zu nehmen.Ist das nicht eine großmüti-ge Geste ? Wenn s nach mir ginge, würde ich dich nichteinmal mehr ein Foto von ihm sehen lassen.«Du liebtest deinen Vater zärtlich.Jahre später gestan-dest du mir, daß du nie die gleichen zärtlichen Gefüh-le für deine Mutter aufgebracht hattest, die so hart undmännlich und selbstgerecht war, aber daß dir das Herzweh tat aus Liebe zum Vater.Vielleicht, weil dein Vatersehr viel älter war als sie: er hatte sie geheiratet, als erschon alt war, und erst im Alter war er Vater geworden,hatte als alter Mann seine Söhne aufgezogen, mit derNachsicht der Alten.Als du ein Kind warst und dichunterm Bett vor den Schlägen der Mutter verbargst undtagelang versteckt bliebst und Hunger und Wasserlassenunterdrücktest, kreischte sie: »Komm raus, ich muß dirnoch mehr Ohrfeigen versetzen.« Er hingegen flüsterte:»Komm raus, es passiert dir nichts, ich bin ja da.« AlsSchüler hieltest du es nicht aus, nachmittags zu Hausezu bleiben und zu lernen.Sie sperrte dich ins Zimmerein und drehte zweimal den Schlüssel um, er aber wink-te dir zu: »Hau ab ! Ich bring das schon in Ordnung.«Dennoch war er nie ein Rebell gewesen, dein Vater.AlsBerufssoldat war er in der Schule der Ordnung aufge-wachsen.Mut hat er genug bewiesen in den Kriegen un-ter Kanonen- und Gewehrfeuer.Das Heer war seine Welt,206 die Fahne des Vaterlandes sein Abgott, und welche Ent-täuschung war es für ihn gewesen, als du dich für dasMathematikstudium entschiedest und nicht für die Of-fiziersuniform wie Georgios.Welcher Schmerz, als dudesertiertest, welche Verwirrung, als du ins Gefängniskamst, welcher Kummer, als man auch ihn selber fest-nahm und für einhundertdrei Tage in Haft behielt ! Spä-ter hattest du erfahren, was ihm in diesen einhundertdreiTagen angetan worden war.Ohrfeigen und Beleidigun-gen und Mißhandlungen aller Art, trotz seiner sechs-undsiebzig Jahre, seiner Auszeichnungen, seines Rangsals Oberst.»Wenn du keine andere Schuld hast, so hastdu doch einen Verbrecher in die Welt gesetzt !« Oder:»Warum willst du denn nach Hause ? Deine Frau hatdich verlassen, die macht sich ein schönes Leben, weilsie genug hat von solch altem Gerümpel wie dir.« Einebesonders heftige Ohrfeige hatte ihn auf einem Augebeinahe erblinden lassen, eine besonders tiefe Demüti-gung hatte eine körperliche und geistige Lähmung her-beigeführt: seit acht Monaten schwebte er in einem Däm-merzustand, empfand weder Schmerz noch Freude undwußte nichts mehr von alledem, was geschehen war.Erkonnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß du ein Zucht-häusler warst, über den außerdem noch die Todesstrafeverhängt war, und von seinem Lehnstuhl oder vom Bettaus stellte er immer die gleiche Frage: »Wo ist Alekos ?« »Im Ausland.«  »Was macht er dort ? Ich möchte ihnsehen, möchte ihn umarmen, bevor ich sterbe.« Auch duhättest ihn gern umarmt [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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